München, 15. April 2021 – Für produzierende Unternehmen sind zunehmend Resilienz und Nachhaltigkeit wichtige Faktoren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das zeigt die Studie The Zero-based Factory der Boston Consulting Group (BCG), für die weltweit rund 1.800 Manager aus der Industrie befragt wurden. Zwar gaben 65 Prozent der Firmen an, dass die Reduzierung von Kosten bei gleichbleibender Qualität für sie wichtiger geworden ist – und legen damit ein Augenmerk auf klassische Wettbewerbsfaktoren. Gleichzeitig haben sich jedoch weltweit auch 79 Prozent der befragten Unternehmen Netto-Null-Emissionen bis 2050 zum Ziel gesetzt. Darüber hinaus wollen 63 Prozent die Resilienz ihrer Produktion stärken.
„Wettbewerbsfähigkeit bedeutet heutzutage mehr als nur niedrige Kosten und hohe Produktqualität“, sagt Daniel Küpper, BCG-Partner und Studienautor. „Nicht zuletzt aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Coronapandemie haben Industrieunternehmen erkannt, dass eine nachhaltige und resiliente Produktion immer wichtiger wird, um im Markt zu bestehen.“
Die deutsche Industrie legt im internationalen Vergleich nach wie vor einen höheren Wert auf Kosten: So ist dies hierzulande für 73 Prozent wichtiger geworden, während es in den USA und China nur bei jeweils 66 bzw. 64 Prozent der Fall ist. Im Hinblick auf die Klimaziele liegt das produzierende Gewerbe in Deutschland über dem weltweiten Durchschnitt (79 Prozent), jedoch deutlich hinter anderen Nationen. So wollen 83 Prozent der befragten deutschen Industrieunternehmen bis 2050 klimaneutral werden. Der Anteil ist in China (98 Prozent), Japan (95 Prozent) oder Frankreich (90 Prozent) weitaus höher.
Digitalisierung als Schlüssel für alle drei Wettbewerbsfaktoren
„Digitalisierung ist der entscheidende Schlüssel, um in der Industrie über alle Wettbewerbsfaktoren hinweg erfolgreich zu sein“, erläutert Küpper. Laut BCG-Studie haben 88 Prozent der deutschen Industrieunternehmen Erfahrungen im Bereich Industrie 4.0 gemacht. Damit ist Deutschland nach China (90 Prozent) führend. Die Studie zeigt jedoch auch, dass nur 15 Prozent der deutschen Firmen bislang einen echten Mehrwert aus Anwendungen im Bereich Industrie 4.0 generieren konnten. In den USA (17 Prozent) und China (16 Prozent) gelingt es einem ähnlich geringen Anteil der Industrieunternehmen, die Vorteile der digitalisierten Produktion voll zu nutzen.
Als Hürden für die Skalierung von Industrie 4.0 sehen deutsche Firmen vor allem einen Mangel an Fähigkeiten und einer ausreichenden Datenbasis im eigenen Unternehmen. Auch Bedenken beim Thema Datenschutz wurden im Rahmen der Befragung in Deutschland wie auch global als eines der häufigsten Hindernisse genannt. „Das Rennen bei der Nutzung industrieller Daten ist nach wie vor offen“, so Küpper. „Deutschland hat eine gute Position und kann zukünftig eine international führende Rolle einnehmen.“
Planung auf dem weißen Blatt Papier als Grundlage für Investitionen
Um alle Wettbewerbsfaktoren erfolgreich ausgestalten zu können, sind Investitionen in der Industrie erforderlich. Die Boston Consulting Group hat hierfür ein Modell entwickelt, bei dem das Zielbild einer idealen, neuen Fabrik („Zero-based Factory“) mit dem Status Quo abgeglichen wird. Dadurch können produzierende Unternehmen zielgerichtetere Investitionsentscheidungen treffen. Wesentliche Gestaltungskriterien reichen hierbei von Standort und Größe der Fabrik über die Entscheidung über Eigenfertigung oder Fremdbezug („Make or buy“) bis hin zum Grad der Automatisierung. Auf die beiden letzten Kriterien sowie auf den Grad der Digitalisierung legen deutsche Unternehmen laut Befragung den größten Wert beim Zielbild einer idealen Fabrik. „Der Zero-based Ansatz ist essenziell, um neben der Reduzierung von Kosten auch Resilienz und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktoren in den Fokus zu rücken. Unternehmen, die diese Faktoren erfolgreich kombinieren, werden langfristig im Markt bestehen“, erläutert Küpper.
Die Studie finden Sie hier zum Download.
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