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Ein verborgener Schatz: Wie gesunde Böden in Deutschland jährlich einen Wert von 14 Milliarden Euro schaffen können

Den Report finden Sie hier
  • Neue Studie von BCG und NABU: Mikroorganismen in Böden helfen im Kampf gegen den Klimawandel und sorgen für sauberes Wasser und Nährstoffe
  • Eine Verbesserung der biologischen Bodenvielfalt um 1 % könnte in Deutschland einen wirtschaftlichen Wert von ca. 14 Mrd. EUR p.a. erzeugen
  • Angesichts der aktuellen Forschungslücke sollte die Forschung über die Bedeutung von Mikroorganismen in Böden gezielt vorangetrieben werden

Berlin—Der Einfluss gesunder Böden auf Wasser, Biodiversität, Klimaschutz und Nährstoffeffizienz hat allein in Deutschland ein Wertpotenzial von über 14 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist mehr als die Hälfte aller Umsätze, die Landwirte hierzulande 2023 mit pflanzlichen Erzeugnissen gemacht haben (24 Milliarden Euro, gemäß BMEL). Das ist ein Ergebnis der Studie „The Magic of Healthy Soil, and How to Achieve It“ der Boston Consulting Group (BCG) und dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), die heute auf der DLD Nature in München vorgestellt wurde.

Im Zuge der Studie wurden die Böden von mehr als 95 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland untersucht, um den Einfluss von Mikroorganismen und organischen Substanzen auf die Bodenbeschaffenheit zu analysieren. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der organischen Bodensubstanz in der obersten Bodenschicht, die 15 bis 25 Zentimeter umfasst. Sie macht mit einem Anteil von drei bis sieben Prozent zwar nur einen kleinen Teil des Mutterbodens aus, ihre Zusammensetzung ist aber entscheidend für die Bodenqualität. Die Studie hat gezeigt, dass eine Erhöhung der organischen Bodensubstanz um nur ein Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren enorme Vorteile für Ökologie und Ökonomie bieten kann.

Boden könnte die jährliche Menge der CO2-Emissionen Dänemarks speichern
„Unter unseren Füßen liegt ein verborgener Schatz – die ökologische Vielfalt des Bodens. Deren Wert für die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft wird unterschätzt. Die Verbesserung der Bodenqualität kann uns helfen, aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel, Wasserknappheit und Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken“, sagt Torsten Kurth, Senior Partner und Agrarwirtschaftsexperte bei der Strategieberatung Boston Consulting Group. Den größten Effekt hat die Bodenqualität auf den CO-Ausstoß, denn gesunde Böden mit ausreichender Anzahl an Mikroben können mehr Kohlenstoffe binden. Dadurch lässt sich die Menge an CO₂ in der Atmosphäre um rund 43 Millionen Tonnen pro Jahr verringern, etwa äquivalent zur jährlichen Emission Dänemarks (42,1 Millionen Tonnen Treibhausgase in CO₂-Äquivalenten im Jahr 2022, gemäß Umweltbundesamt/EEA). So entsteht ein Wertpotenzial von 9,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Als Nährstoff- und Wasserspeicher kann Boden 4,7 Mrd. EUR Wert schaffen
Auch die Nährstoffversorgung verbessert sich erheblich: Höhere Ernteerträge können jährlich einen zusätzlichen Wert von 3,2 Milliarden Euro generieren. Gleichzeitig benötigen gesunde Böden weniger synthetische Düngemittel, wodurch sich weitere 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen lassen. Gesunde Böden können außerdem mehr Wasser speichern, was den Pflanzen hilft, mit weniger externem Wasser auszukommen und Dürreperioden besser zu überstehen. Daraus ergibt sich ein jährlicher Nutzen von weiteren 1,4 Milliarden Euro. „Ob als Klimaschützer, Wasserspeicher oder Grundlage unserer Lebensmittelproduktion: Gesunde Böden sind die Grundlage unseres Wirtschaftens. Umso wichtiger ist es, die Vielfalt im Boden zu schützen und zu erhalten, um seine wertvollen Ökosystemleistungen auch für kommende Generationen zu sichern“, sagt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

Forschung in den Kinderschuhen: Nur 1 % der Mikroorganismen im Boden identifiziert
Der Boden ist allerdings bislang weitestgehend eine Blackbox, die Wechselwirkungen von Mikroorganismen und der organischen Bodensubstanz für die Qualität des Bodens sind nur wenig erforscht. Obwohl mehr als die Hälfte aller lebenden Mikroorganismen der Erde im Mutterboden zu finden sind, wurde bislang nur ein Prozent davon identifiziert. Die Forschung zur ökologischen Vielfalt des Bodens steckt noch in den Kinderschuhen. Um die Zusammenhänge zwischen ober- und unterirdischer Biodiversität besser zu verstehen, ist laut der Studienautoren eine umfassendere Datengrundlage erforderlich. Bisher fehlen jedoch einheitliche Methoden zur Bewertung der Bodengesundheit und -vielfalt. „Es ist an der Zeit, dieses wichtige Thema mehr in den Fokus zu rücken. Bislang ist das Verständnis für die komplexen Wechselwirkungen unterhalb der Oberfläche begrenzt“, erklärt Kurth.

Eine Etablierung entsprechender Methoden sowie die gezielte Förderung von Forschungsprojekten, die die biologische Vielfalt des Bodens untersuchen, könnten ebenfalls wichtige Impulse für den Schutz und die Förderung der Bodengesundheit geben. Vom Startup bis zur Agrarindustrie eröffnen sich dadurch große Wachstumschancen, etwa in der Entwicklung von Produkten, die die biologische Vielfalt des Bodens fördern. Dazu gehören beispielsweise Stoffe, die Nährstoffe und Mikroorganismen im Boden verbessern, sowie Landmaschinen, die den Boden möglichst schonend behandeln. „Gelingt es, alle relevanten Interessengruppen wie Landwirte, Unternehmen, Händler und Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren, kann das nicht nur die nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland verbessern, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit und Umweltgesundheit leisten“, ist Krüger überzeugt.

Pressekontakt: 
Julia Schmid
The Boston Consulting Group
Media Relations
Mobil +49 170 334-4302
Ludwigstr. 21
80539 München

Maximilian Meister,
NABU-Referent für Bodenpolitik
Tel. +49 152-21830918

Über die Studie

Die Basis des Reports bildet eine Metastudie, welche verschiedene Quellen und Paper nutzt, um Effekte abzuleiten. Im Zuge dessen wurden 15,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland analysiert. 11,4 Millionen Hektar davon sind Ackerland, darunter 0,7 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftetes Ackerland und weitere 0,7 Millionen Hektar für den Anbau von Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben. Darüber hinaus gibt es 4,1 Millionen Hektar Grünland, davon 0,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftetes Grünland.

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital and Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 32.000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2023 einen Umsatz von 12,3 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen: www.bcg.com

Über NABU

Mit mehr als 940.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Der NABU begeistert für die Natur und fördert naturkundliche Kenntnisse für ein aktives Naturerleben. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns