München—In Krisenzeiten haben Kostensparprogramme Konjunktur, doch sind sie in den meisten Unternehmen keine strategische Priorität. Für 65 Prozent der befragten Manager aus 21 Ländern waren die jüngsten Sparprogramme eine Ad-Hoc-Reaktion auf sich ändernde Marktbedingungen. Nur 35 Prozent gaben an, dass sie strategisch und längerfristig geplant gehandelt hätten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG), für die 770 C-Level-Manager:innen in 21 Ländern befragt wurden.
Jochen Schönfelder, Senior Partner bei BCG und Experte für Unternehmenstransformationen, sagt: „Der Druck, der aktuell auf den Chefetagen lastet, ist enorm: Inflation, geopolitische Spannungen und das makroökonomische Umfeld zwingen die Firmen dazu, ihre Kosten zu senken. Doch zu viele Entscheider reagieren erst, wenn es fast schon zu spät ist, statt strategisch an ihrer Kosteneffizienz zu arbeiten.“ Kontinuierliche Effizienzprogramme zahlen sich jedoch aus, wie die Studie zeigt. „Always-On“-Organisationen erreichen demnach im Schnitt 62 Prozent ihrer Einsparziele. Dagegen kann der Durchschnitt der Unternehmen lediglich 48 Prozent der geplanten Einsparungen auch tatsächlich umsetzen, in Deutschland sind es immerhin 52 Prozent.
„Nearshoring“ und Verhandlungen mit Lieferanten beliebte Sparmethoden
Auch 50 Entscheider:innen (CEOs, CFOs, COOs) aus Deutschland nahmen an der Befragung teil. Sie sehen vor allem das „Nearshoring“, also Verlagerung von Produktion und Prozessen ins nahegelegene Ausland, als wirksamste Methode, um die Kosten der Lieferkette zu senken (30 %). Bessere Konditionen mit Lieferanten auszuhandeln, steht mit 18 Prozent an zweiter Stelle, und damit deutlich höher als im globalen Schnitt (7 %). Gefragt nach den operativen Maßnahmen, um auch in Zukunft wettbewerbsfähige Kosten zu erreichen, gaben die Manager aus Deutschland an, in Partnerschaften und Allianzen zu investieren (66 %) und ihren Standort in günstigere Regionen zu verlagern (56 %), gefolgt von Outsourcing auf Platz drei (52 %). Hier waren Mehrfachnennungen möglich.
Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger für die Kosteneffizienz
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) hingegen scheint deutsche Manager:innen noch nicht zu überzeugen, zumindest auf kurze Sicht: Nur 18 Prozent trauen der Technologie zu, innerhalb der kommenden 18 Monate einen großen Beitrag zu Kosteneinsparungen zu leisten. Fast zwei Drittel (64 %) gaben jedoch an, dass KI wesentlich zu ihren mittelfristigen (18 Monate bis 3 Jahre) Kostenzielen beiträgt, langfristig (3-5 Jahre) gesehen sinkt diese Zahl auf 38 Prozent. 58 Prozent sind sich zudem sicher, dass KI in den nächsten drei bis fünf Jahren unverzichtbar für die betriebliche Effizienz sein wird – im internationalen Vergleich sind es 50 Prozent.
Neue Technologien und der Einsatz von KI können Kosten sparen, verändern jedoch auch die Anforderungen an die Belegschaft. Bei vier von fünf deutschen Unternehmen hat die die Anpassung der Arbeitsabläufe dazu geführt, dass Qualifikationslücken entstanden sind, die es zu schließen gilt: 72 Prozent der deutschen Manager:innen gaben an, besser darin werden zu müssen, Mitarbeitende schnell in neuen Tätigkeitsbereichen einzusetzen, also umzuschulen. Die hiesigen Weiterbildungsprogramme schneiden allerdings schlechter ab als im globalen Schnitt, nur knapp 58 Prozent der Befragten sagten, dass Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen positiven Einfluss auf die Kostenstruktur gehabt habe (international: 64 %).
Erfolg durch transparente Kommunikation
Klare Informationen von der obersten Führungsebene in allen Bereichen helfen, Kostenbewusstsein strategisch im Unternehmen zu implementieren. 82 Prozent der Kosteneffizienz-Vorreiter praktizieren das. Mit Erfolg: Nur 17 Prozent der „Kostenpioniere“ stoßen auf Unverständnis bei der Belegschaft oder haben Probleme mit der Arbeitsmoral. In der Gesamtgruppe haben dagegen 37 Prozent solche Schwierigkeiten. Deutsche Unternehmen setzen hier primär auf Transparenz der Unternehmensleistung (76 %). 68 Prozent geben finanzielle Anreize, um das Kostenbewusstsein in der Belegschaft zu erhöhen, die Kommunikation steht mit 64 Prozent auf Platz drei.
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Im Auftrag von BCG hat FT Longitude 770 CEOs, CFOs und COOs zur Kostenoptimierung in ihren Unternehmen im August 2024 interviewt. Die Befragten stammen aus 21 Ländern in Europa, dem Nahen Osten und Südafrika. Die Unternehmen gehören unterschiedlichen Branchen an und haben einen Jahresumsatz von 100 Millionen bis über 100 Milliarden Dollar.
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