Wien—Das Metaversum verknüpft die reale mit der virtuellen Welt und eröffnet so viele neue Möglichkeiten – etwa die, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und das eigene Erscheinungsbild in Form eines Avatars frei zu gestalten. Viele österreichische Arbeitnehmer:innen glauben, dass sie mit einem anderen als ihrem „wahren Ich“ beruflich erfolgreicher wären. Rund ein Viertel der LGBTQ+-Personen würde den eigenen Avatar im Metaversum aktiv anders definieren und vorgeben, heterosexuell zu sein. Im Gegensatz dazu sehen Heterosexuelle keinen Vorteil darin, ihre sexuelle Orientierung zu verschleiern: Neun von zehn würden in der virtuellen Welt genauso auftreten wie in der realen. Das zeigt eine Umfrage der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) im Vorfeld des „Pride Month“ Juni unter 1.000 Österreicher:innen.
„Viele Berufstätige glauben, dass sie erfolgreicher wären, wenn sie ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz nicht preisgeben. Sie sind zurückhaltend dabei, mit allen Aspekten ihrer Persönlichkeit, aufzutreten. Aber gerade darin sollten Firmen ihre Mitarbeiter:innen bestärken. Denn Authentizität und Offenheit führen nicht nur zu höherer Zufriedenheit, sie reduzieren auch die Fluktuation – und das ist in Zeiten des "War for Talent”, des wettbewerbsentscheidenden Fachkräftemangels, besonders wichtig“, erläutert Dr. Lukas Haider, BCG-Partner und Leiter des Wiener BCG-Büros. Bei garantiert gleichen beruflichen Erfolgsaussichten unabhängig von der sexuellen Orientierung würden nur zwölf Prozent der LGBTQ+-Befragten in dieser Hinsicht eine falsche oder keine Angabe machen. „Das zeigt sehr klar, dass Menschen ‚echt‘ und authentisch sein wollen. Es bedarf deutlich mehr Maßnahmen, damit LGBTQ+-Personen in Österreich am Arbeitsplatz keine Nachteile fürchten“, gibt Haider zu bedenken.
Jede fünfte Frau ist überzeugt, dass sie als Mann im Job erfolgreicher wäre
Österreichs Arbeitnehmerinnen sind von gleichen beruflichen Chancen unabhängig vom Geschlecht nicht voll überzeugt: 19 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen würden im Metaversum einen männlichen Avatar wählen, um beruflich besser voranzukommen. Aber auch bei gleichen Karrierechancen würden sich immer noch 15 Prozent der Frauen im Metaversum für einen männlichen Avatar entscheiden. „Rund ein Fünftel der befragten Frauen scheinen nicht an absolut gleiche Jobchancen zu glauben. Frauen in Führungsrollen müssen noch sichtbarer werden, um stärker als Vorbilder zu fungieren“, sagt Dr. Heike Dorninger, BCG-Partnerin in Wien und Studienautorin des BCG Gender Diversity Index Austria, welcher alljährlich die Geschlechterparität in den Führungs-gremien der 50 größten börsennotierten Unternehmen Österreichs untersucht.
„Selbstoptimierung“ – ein Phänomen, das häufig im Zusammenhang mit Social Media kritisch betrachtet wird – macht auch vor der Berufswelt nicht Halt. Die Wunsch-Avatare der weiblichen Umfrageteilnehmerinnen sind doppelt so häufig über 170 cm groß, als es die Frauen in der Realität sind. Rund 30 Prozent der Frauen wären zudem gerne schlanker und jünger. Doch ist dies keine rein weibliche Zeiterscheinung, denn in Bezug auf Gewicht und Alter würden sich auch Männer in ähnlichem Maße optimieren.
Schon früh – bereits ab einem Alter von 40 Jahren – ist die große Mehrheit der Befragten der Meinung, mit einem jüngeren Alter Ego beruflich stärker punkten zu können. Mehr als 60 Prozent der Generation 40+ würden sich in der virtuellen Welt jünger machen, um bessere Jobchancen zu haben. Bei den Befragten zwischen 50 und 60 Jahren liegt der Wert sogar bei über zwei Dritteln. Das perfekte Alter, um beruflich voll durchzustarten, sehen sowohl Frauen als auch Männer zwischen 30 und 40 Jahren.
Diversität benötigt einen Turbo
Es gibt noch viel zu tun, um Arbeitsplätze zu schaffen, die inklusiv für alle sind. Frauen fühlen sich im gleichen Ausmaß benachteiligt wie LGBTQ+-Personen. „Qualifikation hat weder ein Geschlecht noch eine Größe oder ein bestimmtes Alter sowie sexuelle Orientierung. Zu konforme Idealtypen behindern die Arbeitnehmer:innen darin, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Arbeitswelt braucht Vielfalt, um kreative, gute und tragfähige Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finden“, sagt Heike Dorninger.
Der „Pride Month“ Juni setzt ein Zeichen für die Freiheit der LGBTQ+-Gemeinschaft weltweit, das „wahre Ich“ öffentlich und in allen Lebenslagen zeigen zu können. „Diese Offenheit benötigen wir auch am Arbeitsplatz. Diverse Teams sind innovativer und treiben den wirtschaftlichen Fortschritt voran – sie erzielen beispielsweise einen um 19 Prozentpunkte höheren Innovationsumsatz als Unternehmen mit unterdurchschnittlicher Führungsvielfalt“, betont Lukas Haider. Diversität müsse in Unternehmen aktiv gefördert werden - nicht nur die besten Talente zu bekommen, sondern auch um diese zu halten. „Wer den Turbo in Richtung Diversität zündet, investiert in die Zukunft des eigenen Unternehmens“, schlussfolgert Haider.
Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.
Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Managementberatung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen.Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 30.000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2022 einen Umsatz von 11,7 Milliarden US-Dollar.