Bargeld verliert in Deutschland weiter an Bedeutung

Link zur Studie
  • BCG Global PaymentsReport: Die Anzahl digitaler Bezahlvorgänge steigt in Deutschland auf 274 pro Kopf an
  • Trotz Krisen: Weltweiter Markt für Zahlungsverkehr wächst 2022 um 9 Prozent auf 1,7 Billionen US-Dollarund verdoppelt sich bis 2031
  • Digitale Zentralbankwährungen gewinnen in Zukunft anBedeutung

München—Bargeld verliert in Deutschland weiter an Bedeutung – die Zahl der elektronischen Transaktionen pro Kopf ist 2021 um 8 Prozent auf 274 gestiegen. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen: Bis 2026 soll die Anzahl digitaler Bezahlvorgänge pro Kopf auf 337 anwachsen. Das ist ein Ergebnis des „Global Payments Report 2022: The New Growth Game“, für den die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister analysiert. „Der Trend zum elektronischen Bezahlen ist eindeutig, wenngleich Bargeld in Deutschland weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Kontaktloses Bezahlen per Karte oder Mobiltelefon an der Ladenkasse wird bei Konsumenten immer beliebter. Ein weiterer Trend ist das Wachstum im Onlinehandel“, sagt der Co-Autor der Studie und Payment-Experte Dr. Markus Ampenberger.

Weltweiter Ertragspool verdoppelt sich bis 2031auf 3,3 Billionen US-Dollar

Die Einnahmen aus dem weltweiten Zahlungsverkehr steigen 2022 trotz Ukraine-Krieg, Inflation und sich abzeichnender Rezession weiter an. Der Ertragspool wird sich bis Ende des Jahres 2022 auf rund 1,7 Billionen US-Dollar summieren. Das sind 9 Prozent mehr als 2021. Zum Ertragspool zählen Einnahmen aus Zahlungsverkehrstransaktionen wie auch Gebühren und Zinserträge aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten.

Damit bleibt der Zahlungsverkehrssektor auch in den kommenden Jahren für Geldinstitute und spezialisierte Zahlungsverkehrsdienstleister attraktiv. Bis 2026 wird der Ertragspool nach Berechnungen von BCG jährlich um 8,3 Prozent auf rund 2,3 Billionen Dollar wachsen, 2031 wird er sich mit 3,3 Billionen Dollar gegenüber heute nahezu verdoppelt haben. Rund zwei Fünftel der Erträge werden transaktionsbezogen über Karten und Kontozahlungen generiert – drei Fünftel sind transaktionsunabhängige Erträge wie Kontoführungsgebühren, Kreditkartenjahresgebühren oder Zinserträge.

Payment-Branche steht weltweit vor großen Herausforderungen

Dennoch: Die Zeiten überdurchschnittlicher Marktperformance sind für Zahlungsdienstleister erst einmal vorbei. Die vielfältigen makroökonomischen Herausforderungen haben sich bereits 2022 in einem deutlichen Rückgang der Unternehmensbewertungen niedergeschlagen: Der durchschnittliche Total Shareholder Return verringerte sich im technologieintensiven Zahlungsverkehrssektor um rund 30 Prozent. Zahlungsverkehrsdienstleister müssen dem Kapitalmarkt künftig nachhaltige Rentabilität demonstrieren – Wachstum ist nicht mehr die alles bestimmende Größe. Die gesunkenen Bewertungen werden zudem M&A-Aktivitäten und Branchenkonsolidierungen verstärken.

In den kommenden Jahren werden sich elektronische Bezahlverfahren im Privatkunden- und Firmenkundengeschäft weltweit noch viel stärker in Customer Journeys integrieren. Direkte Konto-zu-Konto-Zahlungen – oft bereits in Echtzeit – nehmen insbesondere in aufstrebenden Wirtschaftsräumen rapide zu.

Eine zentrale Zukunftsfrage für Payment-Anbieter ist , welche digitale Währung sich künftig am Markt durchsetzen wird. Digitale Zentralbankwährungen gewinnen an Momentum, während private Kryptowährungen aufgrund spekulativer Wertschwankungen an Vertrauen verlieren. Mehr als 90 Prozent aller Zentralbanken weltweit beschäftigen sich mittlerweile mit der Entwicklung, Pilotierung und Einführung digitaler Zentralbankwährungen.

Ein weiterer globaler Trend ist der Fokus von Regulatoren und Aufsichtsbehörden auf die Steuerung von finanziellen und nicht-finanziellen Risiken im Payments-Sektor. „Wir nehmen unter den Marktteilnehmern im Zahlungsverkehrs-Ökosystem wahr, dass sie sich verstärkt mit Risikomanagement und Compliance beschäftigen. Die Mitigation von Geldwäsche-, Sanktions- und Betrugsrisiken sind dabei genauso wichtig wie die Stärkung der IT- und Datensicherheit“, sagt Dr. Michael Strauß, BCG Senior Partner und ebenfalls Co-Autor der Studie.

Aus Daten neue Einnahmequellen generieren

Der BCG-Report betrachtet auch die unterschiedlichen Sparten des Payment-Sektors. Positive Aussichten haben globale und regionale Transaktionsbanken. BCG erwartet in den nächsten fünf Jahren bis 2026 durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von über 9 Prozent. Dies kann zu einer Steigerung des Ertragspools von heute rund 500 Milliarden US-Dollar auf mehr als 1 Billionen US-Dollar bis 2031 führen. „Um die hohen Erwartungen auch erfüllen zu können, müssen die Institute dieses Sektors Weiterentwicklungen in der Marktinfrastruktur umsetzen sowie oftmals gleichzeitig eine moderne und modulare IT-Architektur entwickeln“, sagt Markus Ampenberger. „Zudemsind sie gut beraten, Produkte und Services besser in Drittplattformen zu integrieren und vorhandene Transaktionsdaten dafür zu nutzen, Prozesse zu optimieren und neue Einnahmequellen zu generieren.“

Sogenannte Merchant Acquirer, die für Einzelhändler die Abwicklung von Zahlungenund Verrechnungen mit Kreditkartenfirmen übernehmen, könnten in den kommenden fünf Jahren ebenfalls mit knapp 9 Prozent jährlich wachsen. Der Sektor hat sich während der Pandemie nachhaltig gewandelt: Neue Player und insbesondere unabhängige Softwareanbieter mit integrierten Zahlungsfunktionen gewinnen an Marktmacht. „Es ist für die Merchant Acquirer höchste Zeit, eine zukunftssichere Strategie unter Berücksichtigung der Kundensegmente, Offline- und Onlinekanälen und geografischen Schwerpunkten zu definieren“, unterstreicht Michael Strauß.

Großen Herausforderungen werden sich in den kommenden Jahren Zahlungsverkehrs-FinTechs stellen müssen, die immerhin fast ein Fünftel des gesamten FinTech-Segments stellen. Sie sehen sich mit sinkenden Unternehmensbewertungen und –angesichts der Unsicherheit im makroökonomischen Umfeld – einem deutlich erschwerten Zugang an frischen Investorengeldern konfrontiert. „FinTechs müssen jetzt die Widerstandsfähigkeit ihres Geschäftsmodells verbessern und Profitabilität vor Wachstum stellen“, so Michael Strauß.

Boston Consulting Group
Julian Bird
Media Relations
Tel. +49 151 6895 1371

Über die Studie

Der jährliche Global Payments Report analysiert die Entwicklungen des Marktes für Zahlungsabwicklungen und erscheint dieses Jahr in der 20. Ausgabe. Er basiert unter anderem auf Daten und Auswertungen des BCG Global Payment Models.

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorne bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 25.000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2021 einen Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen: http://www.bcg.de