Anspruch und Realität bei Maßnahmen zur Dekarbonisierung liegen in Deutschland weit auseinander

Nur 16 Prozent der befragten Unternehmen haben Pläne zur Dekarbonisierung ihrer Firmen bisher umgesetzt // Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei Planung und Umsetzung von CO2-Maßnahmen dennoch in der Spitzengruppe // Umstieg auf klimaneutrale Green Factory of the Future nötig, um Klimaziele zu erreichen

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München – Produktion und Logistik von Industrieunternehmen verursachen mehr als die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen. Um in Zukunft hohe Kosten durch CO2 -Abgaben zu vermeiden, müssen Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck deutlich senken. Mehr als drei Viertel der deutschen Unternehmen planen dies, auch wenn die Kosten für die Umstellung der Produktion hoch sind. Das sind Ergebnisse der Studie The Green Factory of the Future der Boston Consulting Group (BCG). Die Strategieberatung hat dafür weltweit rund 1200 produzierende Unternehmen unterschiedlicher Größe und aus verschiedenen Industrien befragt, um den aktuellen Status quo der Dekarbonisierung zu ermitteln und die effektivsten Hebel für eine zügige Umsetzung zu identifizieren. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Industrieunternehmen Klimaziele in ihre Gesamtstrategie integrieren und den Umstieg zur ‚Green Factory of the Future‘ gestalten. Das fordern immer mehr Konsumenten und Investoren. Zudem erhöhen CO2-Abgaben, die bereits in vielen Ländern Realität sind, den Druck“, sagt Daniel Küpper, BCG-Partner und Autor der Studie.

Zwischen Planung und Umsetzung liegen noch Welten
Etwa ein Viertel aller Länder haben bereits CO2-Abgaben eingeführt. Deutschland und die Europäische Union planen ab 2021 eine solche Abgabe. Für viele Betriebe ein Motiv, jetzt aktiv zu werden: Knapp 50 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer nennen Sanktionen wie die CO2-Abgabe sowie das Erfüllen von Kundenanforderungen als Hauptmotive, ihre Umweltbilanz zu verbessern. „Die CO2-Kosten werden in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit steigen. Unternehmen, die ihren ökologischen Fußabdruck schneller verbessern, haben dann einen Wettbewerbsvorteil”, sagt Daniel Küpper.

Zwischen Anspruch und Realität herrscht jedoch noch eine große Lücke. Für 77 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland hat die Reduzierung der CO2-Emissionen zwar hohe Priorität. In der konkreten Planung befinden sich ebenfalls mehr als drei Viertel der Betriebe. Doch gerade einmal 16 Prozent haben Maßnahmen zur Dekarbonisierung bereits vollständig umgesetzt. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit diesem Wert dennoch an der Spitze. Kein anderes Land hat eine höhere Umsetzungsrate. Es folgen China und Österreich mit jeweils 15 Prozent. Mit nur elf Prozent liegen die USA am Ende des Feldes.

Im globalen Branchenvergleich ist das Missverhältnis in der Pharma- und Medizintechnik besonders hoch: Hier planen zwar jeweils 69 Prozent der Betriebe den CO2-Ausstoß in der Produktion zu reduzieren, doch erst zwölf Prozent der Medizintechnikunternehmen können Vollzug melden.

Die Green Factory of the Future arbeitet klimaneutral
Das Konzept der Green Factory of the Future integriert die Reduktion von Treibhausgasemissionen in alle strategischen und operativen Dimensionen des Betriebs von der Struktur über Prozesse bis hin zur Nutzung digitaler Technologien. Nettoemissionen können so auf null reduziert werden. „Es ist möglich, mit Maßnahmen gleichzeitig CO2 und Kosten abzubauen und so eine Win-Win-Situation zu schaffen“, weiß Küpper. Wichtige Hebel sind hier das Vermeiden und Recyceln: Logistisch günstige Produktionsstandorte verkürzen die Fahrstrecken; weniger Ausschussraten und Maschinenleerlaufzeiten verbessern die Energieeffizienz; Betriebe können erneuerbare Energien nutzen und wiederverwendbare Materialien recyceln.

Küpper: „Die Corona-Pandemie kann und darf keine Ausrede sein, den Umstieg zur klimaneutralen Fabrik der Zukunft zu verschieben. Unternehmen haben jetzt die einmalige Chance, sich zukunftsfähig zu transformieren. Das wird am Ende nicht nur Vorteile für das Klima, sondern auch für die wirtschaftliche Performance der Unternehmen schaffen.“

Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier zum Download.

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Philipp Keirath
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