Düsseldorf—In fast allen Branchen verändert Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt radikal. Besonders stark nehmen Beschäftigte im Technologiesektor diese Umbrüche wahr: 55 Prozent von ihnen gehen laut einer aktuellen Studie* der Boston Consulting Group (BCG) davon aus, dass zukünftig Künstliche Intelligenz für ihren beruflichen Erfolg von entscheidender Bedeutung sein wird. Im Rahmen der Erhebung hat die Strategieberatung weltweit 6.500 Angestellte von Technologieunternehmen befragt, darunter 1.300 in Deutschland. Branchenübergreifend rechnen Führungskräfte damit, dass 46 Prozent der Arbeitnehmenden sich bereits innerhalb der nächsten drei Jahre aufgrund generativer KI weiterbilden müssen.
In der Tech-Branche setzen berufserfahrene Frauen stärker auf KI als Männer
Noch vor knapp vier Jahren waren nur 32 Prozent der sogenannten „Early Adopters“, also der frühen Anwender:innen neuer Technologien, in Deutschland Frauen, wie eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts YouGov ergab.
„Sollte sich dieses Muster auch bei der Einführung von KI-Tools fortsetzen, könnte sich die in vielen Branchen vorherrschende Kluft zwischen den Geschlechtern weiter vergrößern“, erläutert Kirsten Rulf, KI-Expertin bei BCG.
„Glücklicherweise zeichnet unsere Studie hier jedoch zumindest teilweise ein anderes, vielversprechenderes Bild: In der Technologiebranche setzen bereits drei Viertel der berufserfahrenen Frauen in technischen Funktionen – etwa IT, Kundenbetreuung, Vertrieb und Marketing – auf die Unterstützung Künstlicher Intelligenz in ihrem Arbeitsalltag.“ Unter ihren männlichen Kollegen auf denselben Hierarchiestufen tun dies hingegen nur 61 Prozent, wie die Studie zeigt. Diese höhere Technologieaffinität könnte zukünftig auch den Anteil von Frauen in Führungspositionen im Technologiesektor steigern. Allerdings trifft das zwar auf erfahrene weibliche Angestellte zu, nicht jedoch auf Berufseinsteigerinnen: Diese fallen bei der KI-Nutzung leicht hinter ihren jungen männlichen Kollegen zurück (63 % vs. 70 %).
Bewusstsein für KI, Selbstvertrauen und Risikotoleranz als Schlüsselfaktoren
Als mögliche Ursachen identifizieren die BCG-Expert:innen drei Schlüsselattribute, die mit geschlechtsspezifischen Unterschieden bei der KI-Einführung am Arbeitsplatz korrelieren: Bewusstsein für die Bedeutung Künstlicher Intelligenz für den künftigen beruflichen Erfolg, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit entsprechenden Anwendungen sowie Risikotoleranz, wenn es für diese keine klaren Richtlinien im eigenen Unternehmen gibt.
„Bei leitenden Frauen in der Tech-Branche hängt ihre offenere Einstellung gegenüber der KI-Tools möglicherweise mit dem wahrgenommenen Leistungsdruck in einer von Männern dominierten Industrie zusammen“, so Rulf. „Sie haben große Hürden überwunden, um ihre Position zu erreichen. Aber sie haben immer noch das Gefühl, dass sie sich beweisen und mehr Initiative als Männer ergreifen müssen, um karrieretechnisch auf dem Laufenden zu bleiben.“
Ein innovationsoffenes Umfeld für mehr Chancengleichheit
Allerdings finden berufstätige Frauen, insbesondere diejenigen mit Kindern, oft nur wenig Zeit, um sich mit neuen Tools und Anwendungen zu beschäftigen – außer, wenn diese einen direkten, praktischen Nutzen für ihre Arbeit oder den Alltag bieten. Daher sollten Unternehmen die Vorteile neuer Technologien klar kommunizieren, um das Engagement und die Beteiligung der gesamten Belegschaft zu fördern: „Durch das Teilen von Erfolgsgeschichten, in denen zum Beispiel spezifische KI-Tools zur Umsetzung von Projekten eingesetzt wurden, können Unternehmen das Interesse und das Vertrauen in die Technologie stärken. Zusätzlich sollten sie Initiativen entwickeln, die Zeiträume für das Experimentieren und Erlernen neuer Fähigkeiten bieten“, empfiehlt Rulf.
So lässt sich der Kompetenzerwerb aller Mitarbeiter:innen fördern und gleichzeitig entscheidend die Chancengleichheit steigern, ist Rulf überzeugt. Durch entsprechende Maßnahmen können Unternehmen nicht nur die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz in der gesamten Belgeschaft fördern, sondern auch einen inklusiven und innovativen Arbeitsplatz schaffen, der alle Angestellten unabhängig von Geschlecht oder Position unterstützt und fördert.
Felix Kupferer
Media Relations
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Lesen Sie den vollständigen Report hier (ENG)
Die Boston Consulting Group hat im Januar 2024 eine weltweite Umfrage unter 6.500 Mitarbeitenden in Technologieunternehmen durchgeführt, darunter 1.300 in Deutschland. Ziel war es herauszufinden, ob es bei der Einführung von generativer KI geschlechtsspezifische Unterschiede gibt, und wenn ja, deren Ursachen zu erforschen. Um die Ergebnisse zu vertiefen und genauer zu beleuchten, wurden zudem 15 weibliche Führungskräfte in der Technologiebranche interviewt.
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Weitere Informationen: www.bcg.com