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Druck Auf Die Payments-Branche Steigt: Sinken Des Ertragswachstums Erfordert Strategisches Handeln

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  • Weltweiter Umsatz der Branche bei 1,8 Billionen US-Dollar – Bezahldienstleister besonders in Europa und Nordamerika unter Druck
  • „Instant Payments“ und Künstliche Intelligenz bieten Chancen, werden aber noch zu wenig genutzt und setzen eine technologische Modernisierung voraus
  • Bargeld hierzulande weiter beliebt: Bei der Nutzung digitaler Zahlungsmittel bleibt die Schweiz im Europavergleich weiter auf den hinteren Plätzen

Zürich—Die Schweizer nutzen nach wie vor gerne Bargeld – im Europavergleich liegen sie 2023 mit durchschnittlich 405 elektronischen Transaktionen pro Kopf im hinteren Drittel. Nur Italiener (194), Malteser (243), Spanier (288), Österreicher (300), Deutsche (304) und Portugieser (362) nutzen im Restaurant, an der Tankstelle oder im Einzelhandel noch seltener Smartphone, Debit- oder Kreditkarte zum Bezahlen. Europameister beim digitalen Bezahlen sind die Norweger mit durchschnittlich 815 Transaktionen pro Jahr, gefolgt von Luxemburg (753), Irland (705) und Dänemark (675). Das sind Ergebnisse des Global Payments Report 2024 mit dem Titel Fortune Favors the Bold, für den die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister analysiert. „Im Vergleich zum Vorjahr ist die Nutzung digitaler Zahlungsmittel in der Schweiz um rund neun Prozent angestiegen, dennoch liegt die Bargeldquote hierzulande immer noch vergleichsweise hoch – das ist ein Ansporn für Zahlungsdienstleister“, sagt Dr. Markus Ampenberger, BCG-Experte für Zahlungsverkehr und Co-Autor der Studie.

Ertragspool wächst in Nordamerika und Europa unterdurchschnittlich
Weltweit erlösten Finanzunternehmen im Jahr 2023 mit Zahlungsverkehrstransaktionen, Gebühren und Zinserträgen aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten insgesamt 1,8 Billionen US-Dollar – nach 1,6 Billionen US-Dollar im Jahr zuvor. Damit sind die Payments-Erträge in den vergangenen fünf Jahren um jährlich durchschnittlich 9 Prozent gestiegen. In den kommenden Jahren muss sich die Zahlungsverkehrsbranche nach BCG-Prognose allerdings auf deutlich geringere Wachstumsraten einstellen: Bis 2028 wird der globale Ertragspool voraussichtlich nur noch 5 Prozent pro Jahr steigen – auf dann 2,3 Billionen Dollar. Besonders betroffen sind Zahlungsdienstleister in Europa und Nordamerika, die jeweils nur noch um 3 Prozent pro Jahr wachsen. Der asiatisch-pazifische Raum wird sich dagegen mit sechs Prozent Ertragszuwachs pro Jahr über dem Durchschnitt entwickeln. Am stärksten prognostiziert BCG das Ertragswachstum für Lateinamerika sowie im Mittleren Osten und Afrika mit jeweils jährlich 9 beziehungsweise 7 Prozent.

Rentables Wachstum wird eine immer grössere Herausforderung
Die Gründe für diese Verlangsamung sind vielfältig: So ist in etablierten Märkten wie den USA, Grossbritannien und auch den skandinavischen Ländern der Übergang vom Bargeld zu digitalen Zahlungen nahezu abgeschlossen. Hier werden bereits weniger als zehn Prozent des Werts aller Verbrauchertransaktionen mit Scheinen und Münzen getätigt. Und selbst in traditionell bargeldorientierten Märkten wie der Schweiz hat sich der Cash-Anteil am Wert aller Transaktionen an der Ladenkasse in den letzten Jahren deutlich reduziert. Diese Marktreife drückt auf die Wachstumsraten im digitalen Zahlungsverkehr. Überdies werden sich die hohen Margenerträge der Jahre 2022 und 2023, die vor allem auf den Zinsanstieg als Folge der hohen Inflation zurückzuführen waren, in den kommenden Jahren angesichts wieder normalisierender Inflationsraten und Zinsen deutlich abschwächen.

Weiter zunehmen wird hingegen die Menge regulatorischer Vorschriften, für deren Einhaltung Zahlungsverkehrsdienstleister immer grössere Ressourcen aufwenden müssen. „Die Herausforderung rentables Wachstum zu erzielen, wird für die gesamte Zahlungsverkehrsbranche grösser“, erklärt BCG-Experte Ampenberger. „Entscheider und Entscheiderinnen im Zahlungsverkehr müssen jetzt entschlossen handeln und die strategischen Weichen für die Zukunft stellen, oder sie werden weiter zurückfallen.“

Netzwerkanbieter bieten Anlegern die höchsten Erträge
Die einzelnen Sektoren der Payments-Branche zeigen sich in diesem herausfordernden Marktumfeld unterschiedlich resilient: Zahlungsinfrastrukturdienstleister, wie die grossen Kreditkartenanbieter, zählen seit 2014 mit einem durchschnittlichen Total Shareholder Return (TSR) von jährlich 15 Prozent zu den stabilsten Akteuren. Auch für die Zukunft sieht BCG gute Chancen, dass dieser Trend anhält. Gefahr droht den globalen Kreditkartennetzwerken allerdings, wenn Echtzeit Konto-Zahlungslösungen wie UPI oder Pix an Zugkraft gewinnen. Acquiring, also das Händlerakzeptanzgeschäft, generierte jahrelang TSR-Zuwächse um die 30 Prozent pro Jahr. Seit 2021 leidet das Segment aber unter wachsender Konkurrenz von Softwareunternehmen mit integrierter Zahlungsakzeptanz. Der TSR sank seitdem um durchschnittlich 16 Prozent jährlich. BCG erwartet moderates Wachstum in diesem Segment und prognostiziert bis 2028 Steigerungen des Ertragspools von 6 Prozent pro Jahr. Kartenemittenten hinken beim TSR mit einem durchschnittlichen Wachstum von 5 Prozent pro Jahr in den letzten zehn Jahren der gesamten Zahlungsverkehrsbranche hinterher. Für die Zukunft rechnet BCG in diesem Karten-Issuing-Bereich mit einem moderaten Wachstum im Ertragspool von 6 Prozent jährlich.

Echtzeitzahlung auf dem Vormarsch
Instant Payments haben sich nach jahrelangem Nischendasein zu einem Top-Thema für die gesamte Payments-Branche entwickelt. Mittlerweile sind in weltweit über 60 Ländern Transaktionen in Echtzeit möglich. Gleichzeitig gewinnen erste Initiativen zur Erleichterung grenzüberschreitender Instant Payments an Zugkraft. Die Akzeptanz bei Privatkunden und Unternehmen ist in einigen Märkten wie etwa Brasilien oder Indien bereits sehr hoch, Finanzdienstleiter können sich mit den richtigen Angeboten jetzt einen klaren Vorteil verschaffen. Zum Beispiel, indem sie für ihre Kunden – wie bei Kartenzahlungen bereits üblich – Services und Zusatzleistungen schaffen und sich bei Themen wie Risikomanagement, Betrugsprävention und Abwicklung von Kundenreklamationen positionieren. Das sind Bereiche, die angesichts der Unwiderruflichkeit von Echtzeittransaktionen eine immer höhere Relevanz gewinnen. Auch die Backoffice-Strukturen der Banken und Zahlungsdienstleister müssen an das Instant-Zeitalter angepasst werden. „Zahlungen in Echtzeit werden Auswirkungen auf das Liquiditätsmanagement sowie die Betrugs- und Sanktionsprüfung haben“, sagt Mireia Granzer, BCG-Expertin für Zahlungsverkehr und Co-Autorin der Studie. „Die Zahlungsverkehrsunternehmen müssen sicherstellen, dass ihr Backoffice und die damit verbundenen Prozesse auf die 24/7-Anforderungen an Instant Payments vorbereitet sind.“

Potenzial Künstlicher Intelligenz wird nicht ansatzweise ausgeschöpft
Kaum eine technologische Innovation verheisst dem Zahlungsverkehrssektor so gewaltige Umsatz- und Gewinnchancen wie generative künstliche Intelligenz (GenAI). Dennoch zögern viele Payments-Unternehmen, GenAI entschlossen einzusetzen. Nur 18 Prozent verfügen über eine klar definierte GenAI-Strategie und nur 7 Prozent haben konkrete Entwicklungsteams eingerichtet. Gründe hierfür sind Unsicherheit über den zu erwartenden Return on Investment (RoI) und Sorge, dass das kurzfristige Wachstum und damit die Zufriedenheit der Investoren leidet. Zudem sind viele Player der Meinung, dass ihre aktuelle IT-Umgebung und insbesondere ihre Datenqualität noch nicht ausreichen, um GenAI wirklich gewinnbringend einzusetzen. „GenAI ist mehr als ein Technologieupdate. Um die Vorteile zu realisieren, müssen sich

Zahlungsverkehrsunternehmen auf GenAI-Anwendungen in Bereichen mit hohen Wertschöpfungspotentialen wie Kundenservice oder Softwareentwicklung konzentrieren“, sagt Granzer. „Wer zu lange auf den perfekten Anwendungsfall für den Einstieg in GenAI wartet, riskiert, den Anschluss zu verlieren.“

Skalierbare Zahlungsverkehrsarchitektur entscheidend
Die Modernisierung der Technologie ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Die Branchenführer der Zukunft werden eine modulare, cloudbasierte, skalierbare Zahlungsverkehrsarchitektur benötigen, um widerstandsfähig und kosteneffizient zu bleiben. Durch den Übergang zu modernen Systemen in einer sich kontinuierlich weiterentwickelnden Marktinfrastruktur können Unternehmen technische Altlasten abbauen, Betriebskosten senken und Produkte schneller auf den Markt bringen. „Die Unternehmen, die heute mutige Produktinnovationen und technologische Modernisierung umsetzen, werden nicht nur die Zukunft der Branche gestalten, sondern auch einen dauerhaften Mehrwert für ihre Kunden und Aktionäre schaffen“, sagt BCG-Experte Markus Ampenberger.

Pressekontakt:
Boston Consulting Group
Barbara Naef
CE Senior Manager Marketing & Communications
Tel: +41 79 373 8942

Über die Studie

Der jährliche Global Payments Report analysiert die Entwicklungen des Marktes für Zahlungsabwicklungen und erscheint dieses Jahr in der 22. Ausgabe. Er basiert unter anderem auf Auswertungen des BCG Global Payment Models.

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustossen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 32.000 Mitarbeitenden im Jahr 2023 einen Umsatz von 12,3 Milliarden US-Dollar.
Weitere Informationen: www.bcg.ch