Düsseldorf, 17. April 2024 – Ob KI-gestützte, personalisierte Einkaufserlebnisse, die Verschmelzung von realer und virtueller Welt per Augmented Reality oder die Möglichkeit zum Online-Shopping mit immer kürzeren Lieferzeiten: Einzelhändler entwickeln fortlaufend Innovationen, um mit den Verhaltensweisen und Vorlieben ihrer Kundschaft Schritt zu halten. Die richtigen Investitionen können zum klaren Wettbewerbsvorteil werden, wie eine Analyse* der Boston Consulting Group (BCG) anlässlich des World Retail Congress vom 16.-18.4. in Paris zeigt.
Kostendruck treibt Einsatz neuer Technologien an
„Kurzfristig ist die oberste Priorität für Händler weiterhin, den enormen Kostendruck zu bewältigen, der durch Inflation und Engpässe in der Lieferkette verursacht wird – zum Beispiel, indem sie in Innovationen zur Automatisierung von Prozessen investieren“, erläutert Marcus Kroth, Handelsexperte bei BCG. „Daher zeigt sich deutlich, dass führende Einzelhändler über ihre gesamte Wertschöpfungskette hinweg neue Technologien wie etwa KI-basierte Tools nutzen und digitale Geschäftsfelder erschließen, in denen sich höhere Margen erzielen lassen.“
Dadurch entstehen Innovationen in der Handelslandschaft, mit denen sich Vorreiter von der Konkurrenz abheben: Beispielsweise das KI-Tool des schwedischen Textilhandelsunternehmes H&M, das KI-generierte Motive auf Grundlage der Texteingaben der Kunden erstellt, wodurch diese selbst zum Designer werden. Die Mitarbeitenden des Online-Händlers OTTO und der Drogeriemarktkette dm nutzen auch intern eigene ChatGPT-Lösungen, was ihnen die Arbeit erleichtern und Prozesse optimieren soll. Und auch jenseits der Künstlichen Intelligenz entwickeln Händler ihre digitalen Geschäfte stetig weiter, insbesondere in den Bereichen Retail Media und Social Commerce.
Händler werden durch Retail Media immer stärker zu Vermarktern
„Retail Media ist zwar an sich kein neues Thema, aber es dürfte in den kommenden Jahren schnell weiter wachsen und zu einer immer wichtigeren Ertragssäule für den Einzelhandel werden“, ist sich Kroth sicher. „Unternehmen, die entsprechende Werbeplätze der Händler belegen, profitieren dabei nicht nur von deren umfassenden Kenntnis der Kundenvorlieben, sondern auch von ausgereiften Targeting-Möglichkeiten. Und Händler freuen sich über Gewinnmargen, die 60 bis 70 Prozent der Werbeerlöse betragen können – was deutlich über den sonst üblichen Spannen in vielen Einzelhandelsbranchen liegt.“
Drei Viertel der Konsumgüterunternehmen und anderen Lieferanten investieren bereits mindestens einen Teil ihres Marketingbudgets in Medienangebote von Einzelhändlern, und zwei Drittel planen, diese Investitionen in naher Zukunft weiter auszubauen. Obwohl derzeit noch mehr als 90 Prozent der Werbeeinnahmen der Einzelhändler auf Buchungen durch ihre Lieferanten entfallen, bieten viele von ihnen auch schon Werbedienstleistungen für Kunden an, die über ihre bestehenden Verkäufer und Lieferanten hinausgehen – in der physischen Welt, aber zunehmend auch im digitalen Raum.
Gamification und Social Commerce sorgen für frischen Wind im Online-Handel
Für Verbraucher ist Online-Shopping längst zur Norm geworden – entsprechend gibt es kaum noch einen stationären Händler, der nicht auch mit E-Commerce-Angeboten experimentiert. Marketplaces haben sich dabei zum vorherrschenden Geschäftsmodell entwickelt und generieren 67 Prozent des weltweiten E-Commerce-Umsatzes. Aktuell zeichnen sich zwei Entwicklungen ab, erklärt Kroth: „Einige der erfolgreichsten Marketplaces zielen darauf ab, den Verbrauchern möglichst niedrige Preise zu bieten. So verkaufte zum Beispiel der chinesische Online-Marktplatz Temu nur neun Monate nach Start schon Waren von einem monatlichen Bruttowert von einer Milliarde Dollar. Wieder andere nutzen Gamification und Unterhaltung, um die Kundenbindung zu steigern.“
Temu und der Ultra-Fast-Fashion-Anbieter Shein beispielsweise bieten Spiele und Verlosungen in ihren jeweiligen Shopping-Apps an. Auch Social-Commerce-Angebote, die die Grenze zwischen sozialen Medien, Unterhaltung und Shopping aufheben, verfolgen dieselbe Strategie und werden immer beliebter: Die Alibaba-Tochter Taobao hat beispielsweise Live-Stream-Shopping gestartet – mit Echtzeit-Chats mit anderen Shoppern, Live-Animationen, Gutscheinen und der Möglichkeit, eine Bestellung nahtlos aufzugeben, während ein Livestream angeschaut wird. Kroth erläutert: „In China entfällt bereits jeder fünfte online getätigte Einkauf auf Social Commerce. Und auch im Westen setzt sich der soziale Handel zunehmend durch. Schon jetzt werden 74 % der Verbraucher durch Social-Media-Inhalte in ihren Kaufentscheidungen beeinflusst und sowohl Einzelhändler als auch die Social Media-Plattformen beginnen, darauf zu reagieren.“
*Über die Analyse: Die Boston Consulting Group hat sich zum elften Jahr in Folge mit dem World Retail Congress zusammengetan, um aktuelle Entwicklungen in der Handelsbranche zu beleuchten. Für den diesjährigen Report „Investing in the Future: How Retailers Use Innovation to Gain an Edge“ hat BCG mehr als 400 Führungskräfte aus einem Querschnitt von Einzelhandelssektoren weltweit über Innovationen im Handel und deren Stellenwert für ihr Unternehmen und den Einzelhandel insgesamt befragt.
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Felix Kupferer
Media Relations
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