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Deutsche Verbraucher vorsichtig optimistisch – steigende Preise und politische Lage trüben Kauflaune

Lesen Sie die vollständigen europäischen Ergebnisse hier
  • Konsumentenstudie von BCG: Deutsche Verbraucher schätzen persönliche Situation positiv ein, sind aber mit Politik und Wirtschaft unzufrieden
  • Von der sinkenden Inflation merken sie wenig und haben ihre Ausgaben für Nicht-Essenzielles wie Kleidung, Haushaltsgeräte, Snacks und Alkohol reduziert
  • Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung, aber Preisbewusstsein dominiert beim Einkauf – welcher nach wie vor am liebsten vor Ort getätigt wird

Düsseldorf—Auf ihre persönliche Situation blicken Verbraucher in Deutschland zwar im Großen und Ganzen zuversichtlich. Die wirtschaftliche und politische Lage des Landes empfinden dagegen viele derzeit als belastend. Dies zeigt eine aktuelle Konsumstimmungsstudie der Boston Consulting Group (BCG), für die im Juli 2024 rund 1.400 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt wurden. Dabei wurde deutlich: Die deutschen Verbraucher schätzen ihre finanzielle und gesundheitliche Situation positiv ein. Ihr psychisches Befinden beurteilen mehr als zwei Drittel (71 %) als gut oder sehr gut – der höchste Wert der fünf von BCG untersuchten Länder. Die politische Atmosphäre dagegen macht 64 Prozent der Deutschen Sorgen – das ist deutlich mehr als der europäische Durchschnitt, nur in Frankreich ist der Wert mit 75 Prozent noch schlechter. Auch mit der wirtschaftlichen Situation Deutschlands erklärt sich eine knappe Mehrheit der Befragten (52 %) unzufrieden.

Gefühlte Inflation bleibt hoch und führt zu reduzierten Ausgaben für Nicht-Essenzielles

„Während sich deutsche Verbraucher recht sicher in ihren persönlichen Lebensumständen fühlen, nimmt die Sorge um die wirtschaftliche und politische Gesamtsituation zu. Diese Diskrepanz wirkt sich spürbar auf das Konsumverhalten aus“, erläutert Karin von Funck, Senior Partnerin bei BCG und Co-Autorin der Studie. Auch die eigentlich rückläufige Inflation im ersten Halbjahr haben die meisten Verbraucher nicht wahrgenommen. Die Inflationserwartung bleibt in den Köpfen der Konsumenten weiterhin verankert: 58 Prozent der Studienteilnehmer rechnen auch im zweiten Halbjahr 2024 mit Preissteigerungen, während nur eine Minderheit (19 %) glaubt, dass sich ihr Einkommen in dieser Zeit erhöht.

Das macht sich im Geldbeutel der Verbraucher bemerkbar: 40 Prozent der Befragten gaben an, dass sie im in der ersten Jahreshälfte mehr für Lebensmittel und Grundbedarfsartikel ausgeben mussten, bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen. Da sich dieser Konsum allerdings nicht substituieren lässt, haben viele in diesem Zeitraum ihre Ausgaben für nicht-essenzielle Güter reduziert. So verringerten zum Beispiel 29 Prozent der Befragten ihre Ausgaben für Kleidung, 26 Prozent sparten bei Haushaltsgeräten und je knapp ein Viertel sagte, nun weniger für Snacks (23 %) und Alkohol (22 %) auszugeben. „Die Menschen halten angesichts der anhaltenden Verunsicherung ihr Geld zusammen. Die gefühlt anhaltende Preisspirale verstärkt diesen Effekt und bremst die Kauflaune bei nicht-essenziellen Konsumgütern weiter“, erläutert von Funck.

Nachhaltigkeit ist Verbrauchern wichtig – aber nicht um jeden Preis

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage spielt für viele auch Nachhaltigkeit beim Konsum eine wichtige Rolle – allerdings offenbart die BCG-Studie eine Diskrepanz zwischen Bewusstsein und Zahlungsbereitschaft der Verbraucher: Viele agieren bereits nachhaltig – angefangen beim Mitbringen der eigenen Tasche beim Einkauf (53 %) über die Wiederverwendung leerer Getränkeflaschen (40 %) bis hin zum Reparieren von Kleidung (27 %). Hingegen ist die Kaufbereitschaft für nachhaltige Produkte bei den deutschen Konsumenten deutlich geringer ausgeprägt.

So würden beispielsweise nur 17 Prozent teurere Snacks in wiederverwendbaren Verpackungen kaufen, und nur 12 Prozent der Befragten sind bereit, für Mode aus Naturtextilien einen Aufpreis zu zahlen. Dabei ist bei der Verbraucherentscheidung für oder gegen ein Produkt der Preis nicht einmal der entscheidende Faktor. Wichtigstes Kriterium der Deutschen beim Einkauf ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, über alle Warensegmente hinweg – gefolgt von Bequemlichkeit und Zweckmäßigkeit. Ein möglichst niedriger Preis steht erst an fünfter Stelle der Prioritäten. Den geringsten Einfluss auf die Kaufentscheidung haben unter den von BCG abgefragten Faktoren die Aspekte Regionalität, Exklusivität sowie Weiterempfehlungen.

Kundenzufriedenheit durch lokale Sortimente und flexible Preise steigernTrotz des stetigen Wachstums von Online-Shopping bleibt der stationäre Einkauf bei deutschen Konsumenten populärer als in jedem anderen der untersuchten Länder: Zwischen 85 und 90 Prozent der Befragten kaufen Lebensmittel, Getränke und Haushaltswaren am liebsten im Geschäft. Besonders in diesen Kategorien assoziieren sie den stationären Einkauf mit der Möglichkeit, Inspirationen und Produkte zu finden sowie persönlichen Kundenservice zu erleben. Dennoch ist eine Brücke zum eCommerce wichtig: „Auch wenn in Deutschland vor allem Lebensmittel weniger häufig online gekauft werden als in anderen Ländern, ist eCommerce ein wichtiger Kanal für Produktivielfalt und Inspiration. Wenn Einzelhändler ihr Produktsortiment stärker an die Vorlieben der lokalen Kundschaft anpassen und parallel online ein breiteres Sortiment anbieten, erhöht dies die Kundenzufriedenheit“, so von Funck.

Darüber hinaus gilt es für Händler immer stärker, Preise schnell und flexibel an die jeweiligen Marktbedingungen und das Verbraucherverhalten anzupassen, um der wachsenden Preissensibilität der Verbraucher Rechnung zu tragen. Mögliche Indikatoren können beispielsweise Konkurrenzpreise, Lagerbestände, Nachfrage oder auch Tageszeit sein. Preissensible Verbraucher reagieren besonders positiv auf Angebote, die exakt ihre Bedürfnisse treffen. Personalisierte, datengetriebene Treueprogramme bieten hier die Möglichkeit, Kundenbindung und Umsatz zu steigern. Um entsprechende Maßnahmen in den Bereichen Produktsortiment, Preisgestaltung und Werbekampagnen erfolgreich umzusetzen, müssen Unternehmen ihre Datenerfassung und -nutzung verbessern. Von Funck empfiehlt: „Durch die Optimierung ihrer digitalen Präsenz und Treueprogramme können Unternehmen wertvolle Daten aus erster Hand gewinnen und ihre Kundenbeziehungen gezielt stärken – Möglichkeiten, die früher in dieser Form nicht vorhanden waren.“

Pressekontakt:

BCG
Felix Kupferer
Media Relations Senior Specialist
+49 151 67014630

Über die Studie

Für den Consumer Sentiment Report befragte die Boston Consulting Group insgesamt 7.000 Konsumenten in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Dänemark zu ihrer Einschätzung der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage sowie zu ihrer persönlichen Lebenssituation. Dabei wurde auch untersucht, welche Auswirkungen die derzeitigen Umbrüche auf das Einkaufs- und Konsumverhalten haben. Die Umfrage in Deutschland wurde zwischen dem 3. und 11. Juli 2024 unter 1.400 Teilnehmern durchgeführt.

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 32.000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2023 einen Umsatz von 12,3 Milliarden US-Dollar.

Weitere Informationen: http://www.bcg.de