" "

Billionen-Industrie: Europa könnte bis 2050 Technologieführer in der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre werden

  • Europa könnte bis 2050 eine Industrie zur Entnahme von Kohlendioxid (Carbon Dioxide Removal - CDR) aus der Atmosphäre im Wert von 110-220 Milliarden Euro jährlich aufbauen
  • Deutschland hat das Potenzial, eine CDR-Industrie im Wert von 70 Milliarden Euro jährlich bis 2050 zu entwickeln
  • In Deutschland können durch CDR zwischen 95.000 und 190.000 Arbeitsplätze entstehen

Düsseldorf—Ein neuer Bericht der Boston Consulting Group (BCG) und des Deutschen Verbands für Negative Emissionen (DVNE) zeigt: Global kann die Industrie zur Entnahme von Kohlendioxid (CDR) ein wirtschaftliches Potenzial von 470–940 Milliarden Euro jährlich erreichen. Europa kann bis 2050 eine CDR-Industrie im Wert von 110–220 Milliarden Euro jährlich aufbauen und damit bis zu 670.000 Arbeitsplätze schaffen. Deutschland hat das Potenzial, eine CDR-Industrie im Wert von 70 Milliarden Euro jährlich zu entwickeln und damit zwischen 95.000 und 190.000 Arbeitsplätze hierzulande zu generieren.

Wirtschaftliches Potenzial und Arbeitsplätze in Deutschland
Die ehrgeizigen Klimaziele Deutschlands, insbesondere das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2045, unterstreichen die Notwendigkeit, eine führende Rolle in der globalen CDR-Industrie zu übernehmen.

Johanna Pütz, Geschäftsführerin und Partnerin bei BCG sowie Co-Autorin der Studie, betont, dass CDR ein kritischer Bestandteil jeder sinnvollen Klimastrategie ist, um die Ziele des Pariser Abkommens von 1,5°C beziehungsweise 2°C in Reichweite zu halten. „Für die Einhaltung der Klimaziele ist eine jährliche CO2-Entnahme von wahrscheinlich 9 Gigatonnen in 2050 erforderlich. Aktuell befinden wir uns auf einem guten Wachstumspfad, aber weit entfernt vom künftig erforderlichen Volumen – das unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf aller Akteure, von der Politik bis zu den Zertifikate-Käufern”, sagt sie.

Zudem hebt die Klimaexpertin hervor, dass CDR ein Vorzeigebeispiel dafür ist, dass Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum nicht im Widerspruch stehen, sondern Hand in Hand gehen. „Das globale Potenzial von fast einer Billion Euro unterstreicht die einmalige Chance, die deutsche und europäische Unternehmen jetzt durch ihre Technologieführerschaft ergreifen können”, fügt sie hinzu.

Stefan Schlosser, Geschäftsführer des Deutschen Verbandes für negative Emissionen (DVNE), ergänzt: „Um Deutschlands Netto-Null-Ziel bis 2045 erreichen zu können und danach netto-negativ zu werden, müssen wir hierzulande schnell eine global führende CDR-Industrie auf- und ausbauen. Wir müssen es aber nicht nur - wir sollten es aufgrund der ökonomischen Perspektiven auch wollen!" Schlosser sieht in den Technologien für die Reduktion, Vermeidung und Entfernung von Emissionen eine der größten wirtschaftlichen Chancen unserer Zeit und unterstreicht die positiven Arbeitsplatzeffekte: „Das Jobpotenzial von CDR beträgt in Deutschland rund ein Viertel der aktuellen Beschäftigung im Automobilsektor und ist vergleichbar mit dem der deutschen Windindustrie", sagt er.

Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Der Bericht identifiziert mehrere Herausforderungen, die das Wachstum der CDR-Industrie derzeit hemmen:

  • Unklare politische Rahmenbedingungen: Es fehlen klare Richtlinien und regulatorische Maßnahmen, die CDR als essenziellen Bestandteil der Klimapolitik explizit anerkennen – insb. fehlen spezifische Zielsetzungen für die CO2-Entnahme
  • Hohe Kosten: Die hohen Kosten für CDR-Technologien im Vergleich zu herkömmlichen Methoden zur Emissionsvermeidung stellen eine erhebliche Hürde dar. Die Kosten für technologiebasierte CO2-Entnahme wie Direct Air Carbon Capture and Storage könnten bis 2050 um 50–60% sinken, während die Kosten für beschleunigte natürliche Prozesse wie Biochar Carbon Removal um 35–65% sinken könnten
  • Unausgereifte Technologien: Viele CDR-Technologien sind noch nicht vollständig ausgereift und müssen hinsichtlich entscheidender Parameter wie Permanenz, Messbarkeit und Effizienz weiterentwickelt werden
  • Finanzierungslücke: Es fehlt an ausreichender Finanzierung, insbesondere für Unternehmen in der Wachstumsphase – viele Projekte erhalten keine finale Investitionsentscheidung aufgrund der bestehenden Unsicherheiten

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, schlägt der Bericht einen 15-Punkte-Aktionsplan vor, der unter anderem Maßnahmen wie die Einführung dezidierter Entnahmeziele, erhöhte Investitionen in Forschung und Entwicklung, neue Finanzierungsmechanismen und den Ausbau der notwendigen Transport- und Speicherinfrastruktur umfasst.

Methodik
Der Bericht basiert auf einer Analyse verschiedener CDR-Methoden - von naturbasierten Methoden wie Aufforstung, über beschleunigte natürliche Prozesse wie beschleunigte Verwitterung bis hin zu technologiebasierten Methoden wie der direkten CO2-Abscheidung und -Speicherung aus der Luft (Direct Air Carbon Capture and Storage). Die wirtschaftlichen Prognosen und die Arbeitsmarkteffekte wurden anhand aktueller technologischer Entwicklungen, politischer Rahmenbedingungen und industrieller Trends berechnet.

Link zur Studie

Boston Consulting Group
Anel Pritz
Media Relations
Tel. + 49 1516 895 1344
Ludwigstraße 21
80539 München

Über den Deutschen Verband für Negative Emissionen

Der Deutsche Verband für Negative Emissionen (DVNE e.V.) bringt führende Unternehmen der Negativemissionsbranche zusammen, die sich verpflichtet haben, den Wandel hin zu einer nachhaltigen Zukunft anzuführen, um Deutschlands Netto-Null-Ziel bis 2045 zu erreichen und darüber hinaus netto-negativ zu werden.

Der DVNE wurde im Juli 2023 als erster nationaler CDR-Verband in der EU gegründet und verfolgt das Ziel, dem schnell wachsenden Ökosystem in Deutschland eine starke und differenzierte Stimme zu geben und die Öffentlichkeit über negative Emissionen bzw. CO2-Entnahme (englisch: CDR) zu informieren. Mehr Informationen unter: Mehr Informationen unter:
Mehr Informationen unter: https://dvne.org

Über BCG

Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.

Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 32.000 Mitarbeitenden im Jahr 2023 einen Umsatz von 12,3 Milliarden US-Dollar.
Weitere Informationen: https://bcg.de