Düsseldorf— Europa braucht seine großen Unternehmen und funktionierende Ökosysteme, um vom Marktpotenzial der sogenannten „Deep Technology“ – sprich zukunftsweisenden, tiefgreifenden technologischen Innovationen – zu profitieren, wie die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) in ihrem neuen Report „From Lab to Leader: Unlocking Europe’s 8 Trillion Euro Deep Tech Opportunity“ analysiert hat. Gelingt dies, bietet sich ein enormes Potenzial: Deep Tech wird in den nächsten fünf Jahren weltweit mehr als 8 Billionen Euro Wertschöpfung generieren, so die Prognose von BCG. Das entspricht fast 50 Prozent des für diesen Zeitraum prognostizierten Bruttoinlandsproduktes der 27 EU-Staaten. Michael Brigl, Head of Central Europe bei BCG und Co-Autor des Reports, ist überzeugt: „Deep Tech bietet Europa eine große Chance, in wichtigen Zukunftsmärkten Marktführer zu werden. Den großen Unternehmen kommt hierbei eine besondere Rolle zu: Als Treiber und Verstärker dieser Technologien im Zusammenspiel mit Start-ups schaffen sie die Basis für künftiges Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit.“
Neun Geschäftsfelder bieten großes Potenzial für Deep Tech in Europa
Im Report hat BCG die weltweiten Deep Tech-Aktivitäten von der Forschung über Investitionen bis hin zur Kommerzialisierung untersucht und dabei neun Geschäftsfelder identifiziert, die erhebliche Chancen für Unternehmen in Europa eröffnen. Diese reichen von Plattformen für die Sensorfusion über die personalisierte Medizin bis hin Hightech-Drohnen, fortschrittlicher Bodenbewirtschaftung oder Festkörperbatterien für die E-Mobilität – und große Teile davon deckt die europäische Wirtschaft schon jetzt ab: „Die Voraussetzungen, dass Europa in diesen Technologien eine führende Rolle einnimmt, sind da. Unsere Forschung ist im weltweiten Vergleich exzellent und innovationstark. Jetzt kommt es darauf an, diese Innovationen durch privates Wachstumskapital voranzutreiben und die Integration von Startups in die industrielle Wertschöpfungskette zu ermöglichen”, so Brigl.
Festmachen lässt sich das an einer Vielzahl konkreter Beispiele: So besetzen etwa europäische Länder sieben der ersten zehn Plätze im globalen Innovationsindex der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), zehn von 20 weltweit führenden Forschungseinrichtungen befinden sich in Europa, und bei den jährlichen Patentanmeldungen pro Kopf belegen die europäischen Länder 25 der 40 führenden Plätze. Doch trotz der Exzellenz bei Forschung und Entwicklung liegt Europa bei den Investitionen und der Vermarktung von Deep Tech hinter den USA zurück: Mehr als die Hälfte der 427 Deep Tech-Einhörner weltweit haben ihren Sitz in den Vereinigten Staaten; aus Europa kommen aktuell hingegen nur 42 „Unicorns“. Amerikanische Deep Tech-Firmen haben zwischen 2018 und 2023 Finanzmittel in Höhe von 237 Milliarden US-Dollar erhalten, in Europa waren es nur 40 Milliarden US-Dollar. Unter anderem auch deshalb sind amerikanische Technologie-Startups bislang erfolgreicher darin, ihre Innovationen zu vermarkten.
Kooperationen in agilen Netzwerken erleichtern den Marktzugang
Entscheidend für die Wertschöpfung von Deep Tech ist der Schritt von der Entwicklung in den Markt – denn erst die Umsetzung in der Praxis macht aus vielversprechenden Technologien wertschaffende Innovationen, so die Analyse von BCG. Mit ihren Ressourcen, operativem Know-how und ausgeprägten Kooperationsbeziehungen können sich hierbei besonders europäische Konzerne ihre Größe zum Vorteil machen. Große Organisationen erwirtschaften pro Patent bis zu zehnmal höhere Renditen für ihre Aktionäre als kleinere Unternehmen. Die Großkonzerne in Europa können DeepTech-Startups wichtige Markteinblicke und -zugänge bieten – denn sie verfügen über Fachwissen und die finanziellen Ressourcen, die für die Vermarktung und Skalierung von Deep-Tech-Innovationen erforderlich sind.
Eine wichtige Voraussetzung für den Hochlauf von Deep Tech sind laut Sebastian Heimbach, Partner bei BCG und ebenfalls Co-Autor des Reports, zudem agile Ökosysteme, in denen Forschung, Regulierung, Geldgeber, Startups und etablierte Unternehmen zusammenarbeiten: „Die großen Unternehmen in Europa können in diesem Prozess eine entscheidende Rolle spielen – nicht nur durch die Bereitstellung des erforderlichen Kapitals und Fachwissens, sondern auch durch die Förderung kooperativer Ökosysteme, die den Weg vom Labor zum Markt beschleunigen können“, so Heimbach. Innerhalb dieser Ökosysteme können Unternehmen abhängig von ihren eigenen Stärken unterschiedliche Rollen besetzen – etwa die Forschung vorantreiben oder zur Skalierung von Innovationen beitragen.
Ein Beispiel für ein effektives Deep-Tech-Ökosystem in Europa ist das TUM Venture Lab der Technischen Universität München: Die Initiative vereint akademische Exzellenz, Industrieexpertise und unternehmerische Ressourcen, um Innovationen in Bereichen wie KI, Robotik und Quantentechnologien gezielt zu fördern und zur Marktreife zu bringen. Beispiele wie dieses zeigen: “Der Aufbau effektiver Deep-Tech-Ökosysteme erzeugt eine Win-Win-Win-Situation, in der Startups, Unternehmen und die Volkswirtschaften Europas profitieren“, so Heimbach.
BCG
Felix Kupferer
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Der BCG-Report „From Lab to Leader: Unlocking Europe’s 8 Trillion Euro Deep Tech Opportunity“ basiert auf einer umfassenden Analyse globaler Forschungs- und Investmentaktivitäten im Bereich Deep Tech, wobei Daten aus Venture-Capital-Investitionen, wissenschaftlichen Publikationen und Patentaktivitäten zusammengeführt wurden. BCG identifizierte neun Schlüsseltechnologien mit hohem Potenzial für europäische Unternehmen und bewertete diese nach technischer Reife und Marktdynamik. Zudem wurden europäische Forschungskapazitäten, industrielle Kompetenzen und bestehende Innovationsökosysteme untersucht, um Handlungsfelder zu definieren, in denen Unternehmen gezielt in Schlüsseltechnologien investieren können, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit aufzubauen.
Die Boston Consulting Group (BCG) unterstützt führende Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft in partnerschaftlicher Zusammenarbeit dabei, Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Seit der Gründung 1963 leistet BCG Pionierarbeit im Bereich Unternehmensstrategie. Die Boston Consulting Group hilft Kunden, umfassende Transformationen zu gestalten: Die Beratung ermöglicht komplexe Veränderungen, eröffnet Wachstumschancen, schafft Wettbewerbsvorteile, verbessert die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit und bewirkt so dauerhafte Verbesserungen des Geschäftsergebnisses.
Nachhaltiger Erfolg erfordert die Kombination aus digitalen und menschlichen Fähigkeiten. Die vielfältigen, internationalen Teams von BCG bringen tiefgreifende Expertise in unterschiedlichen Branchen und Funktionen mit, um Veränderungen anzustoßen. BCG verzahnt führende Management-Beratung mit Expertise in Technologie, Digital und Analytics, neuen Geschäftsmodellen und der übergeordneten Sinnfrage für Unternehmen. Sowohl intern als auch bei Kunden setzt BCG auf Gemeinschaft und schafft dadurch Ergebnisse, die Kunden nach vorn bringen. Das Unternehmen mit Büros in mehr als 100 Städten in über 50 Ländern erwirtschaftete weltweit mit 32.000 Mitarbeiter:innen im Jahr 2023 einen Umsatz von 12,3 Milliarden US-Dollar.
Weitere Informationen: http://www.bcg.de